Journalismus und Gesellschaft

Der Durchschnittsleser – so konstatierte Kurt Tucholsky in den 20er Jahren – erlebe die Welt so, wie sie seine Zeitung mittels großer und kleiner Schriftgrade ordne. Fast ein Jahrhundert später hat sich die Medienwelt sichtbar verändert, der Zeitungsjournalismus sein Vermittlungsmonopol eingebüßt und das digitale Zeitalter neue Lotsen im Informationsstrom hervorgebracht. Die gesellschaftliche Verantwortung, die mit der Auswahl von Nachrichten einhergeht, ist dieselbe geblieben. Als Gatekeeper und vierte Gewalt im Staat entscheiden die alten und neuen Medienmacher darüber, welche Themen kurz- oder langfristig auf der Tagesordnung stehen und wie politische, wirtschaftliche oder kulturelle Vorgänge und Akteure öffentlich wahrgenommen werden. Welche Faktoren beim Agenda Setting eine Rolle spielen, welche Themen wie aufgegriffen werden und welche Entwicklung sie dabei nehmen, steht im Fokus dieser Forschung, die auch den Einfluss des Mediensystems und seine Strukturen berücksichtigt.