Gleichstellung in der Wissenschaft

Status Quo der Gleichstellung

Frauen sind in der Wissenschaft noch immer eine unterrepräsentierte Gruppe. Die Schere zwischen Männern und Frauen geht dabei mit fortschreitender Karrierestufe weiter auf: Während im Jahr 2020 52% der Erstsemester-Studierenden und 45% aller Promovierenden weiblich waren, sind lediglich 27% aller C3/W2-Professuren und nur 22% aller C4/W3-Professuren von Frauen besetzt (Allmendinger et al., 2022; Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2023; Remen, 2023).

Betrachtet man die Entwicklung des Frauenanteils auf Professuren über die letzten 20 Jahre hinweg, sind zwar klare positive Trends zu erkennen - "von Geschlechterparität ist das Wissenschaftssystem in Deutschland nach wie vor weit entfernt" (Allmendinger et al., 2022). Als Ursache für das bestehende Ungleichgewicht nennt die Nationale Akademie der Wissenschaften (Allmendinger et al., 2022) Leopoldina folgende Punkte:

  • Implizite Voreingenommenheit gegenüber Wissenschaftlerinnen, die ihre Rekrutierung, Wertschätzung und Förderung behindert, was wiederum durch die Dominanz von Männern in Führungspositionen verstärkt
  • Wissenschaftskultur, die Durchsetzungsfähigkeit mehr belohnt als Kooperationswilligkeit und -fähigkeit
  • Reputationsungleichgewicht, da Forschungsthemen von Männern häufig höher angesehen und besser bewertet werden als die Leistungen von Frauen
  • Überproportionale Belastung von Wissenschaftlerinnen mit Gremien- und Kommissionsarbeit
  • Intransparente Entwicklungen wissenschaftlicher Karrieren, die Unsicherheiten fördert und längerfristige Planungsperspektiven weitgehend ausschließt
  • Mangel an Rollenvorbildern, der negative Folgen für das Selbstvertrauen und die Motivation von Frauen hat
  • Traditionelle Rollenverteilungen in Partnerschaften, wodurch auf die Frauen, gerade in einer Lebensphase, in der die Weichen für eine wissenschaftliche Karriere gestellt werden, tendenziell mehr Care-Arbeit zukommt – verstärkt durch unzureichenden Betreuungs- und Pflege-Infrastruktur
Und jetzt?

Um dem Ungleichgewicht zwischen Frauen und Männern im deutschen Wissenschaftssystem entgegenzuwirken, ist es neben strukturellen Änderungen zentral, Frauen zu ermächtigen und zu fördern. Verschiedene Netzwerke und Mentoring-Programme sollen dazu beitragen, Wissenschaftlerinnen in ihrer Karriereplanung zu begleiten. Auch das Institut für Publizistik engagiert sich mit dem Mentoring-Programm „to-get-her in academia“ für mehr Gleichstellung in der Wissenschaft.

 

Allmendinger, J., Dubilier, N., Frevert, U., Grüters-Kieslich, A., Haaker, J., Ivers-Tiffée, E., Markschies, C., Meinel, F., Priesemann, V., Riphahn, R. T., Specht, J. (2022). Frauen in der Wissenschaft: Entwicklungen und Empfehlungen: Stellungnahme (Schriftenreihe zur wissenschaftsbasierten Politikberatung: Stellungnahme). https://doi.org/10.26164/leopoldina_03_00688

Bundesministerium für Bildung und Forschung (2023). Gleichstellung und Vielfalt sind entscheidende Qualitätsmerkmale und Wettbewerbsfaktoren im Wissenschaftssystem. https://www.bmbf.de/bmbf/de/forschung/gleichstellung-und-vielfalt-im-wissenschaftssystem/gleichstellung-vielfalt-wissenschaftssystem_node.html

Remen, K. (2023, 13. März). Akademische Laufbahn. Warum es so wenige Professorinnen gibt. zdfheute. https://www.zdf.de/nachrichten/politik/hochschulen-akademische-laufbahn-gleichstellung-frauen-professorinnen-100.html